Heisse schlaflose Nächte am Kilimanjaro
Meine
Erlebnisse als Führer am höchsten Berg Afrikas

Auch 2007 hatte ich das Vergnügen wieder eine Gruppe auf den höchsten Gipfel Afrikas zu führen.

Nach einer kurzen Nacht trafen wir uns um 4:50 Uhr am Berliner Flughafen Tegel um über Amsterdam zum Kilimanjaro-Airport zu fliegen. Ein Teilnehmer aus Hildesheim kam im Nachtzug und vermutete, dass es im Flughafen Tegel evtl. wärmer wäre als im zugigen Bahnhof. Er musste jedoch einige Stunden draußen im Kalten verbringen, denn der Weltflughafen unserer Stadt hat nachts geschlossen.

Nach der Landung auf dem winzigen afrikanischen Flughafen war die bange Frage, ob denn das Gepäck angekommen ist, auch ohne Worte zu spüren. War doch das Gelingen der Tour zum Teil auch von der Ausrüstung im Gepäck abhängig. Die Angst war unberechtigt, denn nach überraschend kurzer Zeit kam es aus dem riesigen Rumpf des Langstreckenflugzeuges auf das Band.

 

Da das bestellte Hotel ausgebucht war übernachteten wir in einem ebenso guten Hotel. Das Problem war in weniger als 5 Minuten geklärt. Aber die Frage, warum bereits am ersten Abend etwas schief lief, sorgte bei mir für eine unruhige Nacht. 

Am nächsten Morgen genossen wir das letzte Bad im Swimmingpool bevor es los ging. 

 

 

 

 


Wir umfuhren den Kilimanjaro in geländegängigen Fahrzeugen über eine wilde Staubpiste, denn der Flughafen liegt im Süden des Berges, unser Einstieg in die Tour im Norden. 


Die folgende Nacht verbrachten wir in einer sehr netten Lodge direkt am Einstieg.
Wir genossen am Kaminfeuer das letzte Bier oder das letzte Glas Wein vor der Tour.

Am Abendhimmel war der Lichtschein eines Buschfeuers unübersehbar verdächtig nahe unserer Route zu erkennen. Einige besonders hohe Flammen konnte ich mit dem Kompass anvisieren, um festzustellen dass diese unsere Tour gefährdeten. Die Nacht verging daher für mich nicht so wirklich ruhig.

 


                     der letzte Abend in der Lodge vor der Tour 
Nach dem wir am nächsten Tag nur wenige Stunden unterwegs waren, kam uns ein deutscher Reisebegleiter eines namhaften Dresdner Reiseveranstalters entgegen und erklärte, dass die Route zur Zeit wegen des Buschfeuers nicht begehbar ist und empfahl den Abbruch. Er stieg ab. Die Stimmung in der Gruppe sank folglich unter den Nullpunkt, hatte doch manch einer lange für die Tour gespart oder andere erheblichen Vorbereitungen getroffen.

Nun gehe ich nicht erst seit gestern in die Berge und habe viele selbst ernannte Fachleute erleben müssen. Im Laufe der Zeit hat sich offensichtlich ein weiterer Sinn entwickelt, welcher bei mir ein komisches Gefühl verursacht wenn mir Jemand etwas unlogisches erzählt. Dieses Gefühl war diesmal besonders stark, denn mir war unklar warum ich an dem riesigen Berg nicht einem zugegeben großen Feuer ausweichen können sollte. Wir beschlossen erst mal weiter zum geplanten Camp zu gehen. Dort angekommen wurde durch Nachfrage beim örtlichen Ranger schnell klar, dass die Tour mit einer Routenänderung sehr wohl fortgesetzt werden konnte. Die Teilnehmer des Dresdner Unternehmens waren offensichtlich zu bedauern.

Während meine Teilnehmer schliefen, verbrachte ich die Nacht damit die Windrichtung und Windstärke zu beobachten. Die Frage stellte sich ob sich das Feuer ungünstig verlagern würde. Die sonstige Freizeit dieser Nacht widmete ich diversen Excel-Tabellen auf meinem Mini-PC um zu ermitteln ob die Akklimatisation der Teilnehmer und die sonstige Organisation mit den veränderten Bedingungen funktionieren könnte. Ich kam zu der Erkenntnis, dass die Akklimatisation der Teilnehmer funktionieren müsste. Jedoch wusste ich nicht, aus welcher Höhe die Träger gerade kamen, konnte diese also nicht einschätzen. Wir hatten uns durch die Übernachtung im Hotel und der Lodge schon zwei Tage etwas an Höhe anpassen können, aber war das bei den Trägern auch so?

 



                          frühmorgentliche Aufbruchstimmung 
Das Problem lag darin dass das nächste Camp verdächtig nahe am Feuer lag. Mein Plan war, an dem Camp welches wir normalerweise angesteuert hätten, vorbei zu gehen und ein Camp weiter oben etwas abweichend unserer geplanten Route zu erreichen. Die Vegetation dort oben bietet für Feuer wenig Nahrung und das Camp liegt weit genug entfernt, sodass wir uns für den Rest der Tour nicht mehr um das Feuer kümmern müssten.

Am nächsten Tag umgingen wir also das Feuer und erreichten das obere Camp. Die Stimmung in der Gruppe war wieder bestens. Eigentlich hätte ich mich jetzt beruhigt schlafen legen können, jedoch ließ mich die Ungewissheit mit der Akklimatisation der Begleitmannschaft in dieser Nacht nicht so recht zur Ruhe kommen.
Da wir wegen der veränderten Wegführung schneller als geplant in größere Höhe kamen, aber immer noch langsamer als bei den meisten (auch deutschen) Unternehmen, kam prompt am Morgen das befürchtete Problem. Einer der 13 Träger zeigte Anzeichen der Höhenkrankheit. Also wurde er mit einem Begleiter tiefer gebracht. Wie zu erwarten war, lösten sich die Höhenkrankheitsanzeichen daraufhin auf.
Da wir eine Trägerin einer anderen Reisegruppe verbinden mussten, stellten wir mit Erschrecken fest, das hier immer noch Tourorganisationen unterwegs sind welche keine Erste-Hilfe-Ausrüstung mitführen.

Die nächste Nacht verging tatsächlich ohne Probleme, sodass ich nun auch mal schlafen konnte.

Nun fehlte uns für den Transport des Trinkwassers ein Träger. 
Erwähnenswert ist hierzu, das es im letzten Camp bzw. der letzten Hütte auf 4750m kein Wasser gibt, dies also aus 4200m von den Trägern transportiert wird. Ab jetzt gab es folglich vom wertvollen Nass ausschließlich nur noch zum Kochen und Trinken.


                           bis zu 10 m hohe Senezien

 

Die Nacht vor dem Gipfelsturm beginnt mit Hüttenruhe um 22:01 Uhr und endet etwa 89 Minuten später um 23:30 Uhr, denn man bricht normalerweise kurz nach Mitternacht auf. 

Der Aufstieg zauberte das nächste Problem zu Tage oder besser in die Nacht. Eine Teilnehmerin fühlte sich unwohl und musste sich häufig übergeben. Ich blieb also die ganze Zeit bei Ihr.

Da bei Ihr aber die körperliche Leistungsfähigkeit kaum gemindert war und auch alle anderen Anzeichen einer Höhenkrankheit fehlten, entschied sie, dass wohl das tote Huhn vom Vorabend Ihr nicht bekommen sein muss. 
Sie erreichte wie alle anderen Teilnehmer den Kraterrand.
Der Abstieg brachte erfreulicherweise außer den üblichen zu erwartenden Erschöpfungen und bei einer Teilnehmerin einige sehr wilde Blasen keine weiteren Probleme, sodass ich tatsächlich mal schlafen konnte. Oder war ich etwa zu müde um evtl. Probleme zu bemerken?

 


                                             die Hotelbar
Nachdem wir nun alle oben und wieder gesund unten ankamen wurde in Anbetracht des Erfolges der Abend an der Hotelbar wieder lang und der regelmäßige Schlafmangel begann aufs neue.

Der folgende Nachtflug von Tanzania nach Amsterdam führte auch nicht zu nennenswerter positiver Veränderung der Situation.


Als wir dann in Tegel landeten, wurde mir klar, dass man in Berlin vieles von Afrika lernen kann. Z.B. benötigte unser Gepäck aus dem Rumpf des kleinen Kurzstreckenflugzeugs, welches uns von Amsterdam nach Berlin brachte, im „Flughafen der kurzen Wege“ 50 Minuten bis es auf dem Band erschien. In Afrika geht das selbst aus viel größeren Flugzeugen deutlich schneller.

Die beste aller Gattinnen wartete am Flughafen um mit mir einen schönen Tag zu verbringen jedoch fehlte mir ungewöhnlich viel Schlaf.

Gute Nacht
Klaus Fuhrmann

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