Im Jahre 2010 war ich mit den "Kletteroldies" einer Gruppe der Sektion Berlin des DAV in Meteora. Hier ein Teilnehmerbericht von Gabriel Schötchel veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Verfassers im Berliner Bergsteiger 4 / 2010.

Traumhafte Klettereien in der Sonne Griechenlands

 Die Kletteroldies in Meteora

 Von Gabriel Schötschel

Eine unwirkliche Traumwelt zwischen Himmel und Erde. Ein Labyrinth von beeindruckenden schwarzen Felstürmen, einige gekrönt mit Klöstern aus einer anderen Zeit. Hier weht noch die Fahne des alten Byzanz, wahre Relikte einer fernen Welt. Asketentum, Meditation, konzentrierte Ruhe und Frieden, wo der Geist still wird. Dies ist die europäische Antwort auf Tibet (wenn man die 20 Reisebusse vor dem Kloster Metamorphosis ausklammert).

Auch wenn auf den zwei Straßen reger touristischer Verkehr ist, wandert man einsam durch die üppige mediterrane Natur zwischen den himmelhohen Felstürmen. Allgegenwärtig die Schildkröten und der Ruf der Dohlen, der fast unwirklich von den Wänden widerhallt.

Klaus Fuhrmann ist unser unumstrittener Spezialist in dieser Region. Zur Kletterausrüstung gehört auch immer eine Gartenschere, um die Zugänge zu den schönsten Routen aus dem alten Führer von 1986 noch frei zu halten. So z. B. den Zugang zur hinteren Meteorawand, einer anspruchsvollen, aber gut machbaren Route im Konglomeratfels. Sie lässt sich mit mindestens zwei schönen Wanderungen verbinden. Über Feldwege oder auf einem abenteuerlichen Pfad über das Schlangenplateau zwischen der Orgelpfeifenwand und der Geier- wand. Hinauf, zwischen und unter riesigen Blöcken hindurch in leichter Kletterei durch die finstere Schlucht des Bulata- und Kastrakiturms. Durch die stachelige Macchia machen wir den Pfad durchgängiger mit den Gartenscheren.
Wir klettern den Direktweg. Drei Seillängen genussvoller Wandkletterei im 5. Grad mit viel Reibung und einigen bemoosten Stellen, die das Herz etwas schneller arbeiten lassen. Diese Wand ist relativ gut gesichert, d. h. ca. alle 6 mein Ring. Allerdings Augen auf, schnell bin ich auf der falschen Seite vorbei, habe den dunklen Ring an der fast schwarzen Wand übersehen. Knapp neben der Route haben wir vielleicht schon fast den 7. Grad und eben ohne Ringe. Oh, jetzt vorsichtig zurückklettern, Knie beruhigen und weiter.


Blick vom Doupianifels auf „Die Großen", von links nach rechts: Großer Meteorofels, Teufelsturm, Ypsilotherafels, Varlaom Kloster und davor dos Kloster Anopaphsas, 
Foto: G. Schötschel

Übrigens kann man in dieser Route kaum eigene Sicherungen anbringen. Mit etwas Glück einen Block abbinden ist das Einzige. Im oberen Drittel geht es schon steiler zu (6-), es gibt aber auch dort die schönen runden erotischen Steine im feinen Sandstein.

Die Aussicht ist fantastisch, mehrere Panoramen gleichzeitig. Wow, diese Felsen, in der Ferne die noch schneebedeckten Gipfel des Pindosgebirges und wir am 30°C warmen Fels und das im Mai, einfach herrlich! Das Gipfelbuch zeigt uns die Beliebtheit dieser Route bei Berliner Kletterern.

Am Felsturm Heiliger Geist ist die andere Gruppe mit Uwe Drögmöller und macht den Traumpfeiler. Ein neun Seillängen langer Traum im oberen 6. Grad (UIAA) mit grandiosen Aussichten zwischen den höchsten Türmen. Ein Jubelschrei bestätigt, Uwe hat den Vorstieg in der Tasche. Aber auch die Abseilen haben es in sich, bis zum letzten Meter des 60 m Seils hält die Tour den 1. Abseiler in Atem. Eine grandiose Tour mit Herzklopfeffekten. Hier braucht man mindestens einen von den größeren Friends. Friends sind im Allgemeinen die besten Sicherungen neben den Köpfelschlingen, die man in diesem Gebiet super verwenden kann. Auch Hexentrics sind oft hilfreich. Für Klemmkeile ist der Untergrund aber meist zu sandig und gibt keinen schönen Halt.

TRAINING AM D0UPIANIFELS

Wem das alles zu läppisch ist, der findet natürlich auch seine Neuner-Grade mit überhängendem kleingriffigem Fels. So kommen auch die besten Kletterer hier voll auf ihre Kosten. Da ist besonders der 2. Band des Führers zu empfehlen, in dem die meisten schwereren Routen zu finden sind.

Als allgemeiner Einstieg ist der Doupianifels bestens zu empfehlen, da er besonders im Klettergarten sportklettermäßig abgesichert ist.

Hat man diese Schule hinter sich, dann ab ins Labyrinth zu den anderen alpin abgesicherten Routen.


YPSILOTHERAFELS

Dem Genusskletterer bietet sich hier an einem der höchsten Felstürme ein erlebnisreicher Aufstieg inmitten einer ergreifenden Bergkulisse. Am Fels findet er die beliebte Route des Apollofalters. Hat man den Einstieg geschafft, ist es nur noch ein Genuss. Herrliche Standplätze, unglaubliche Ausblicke und gut strukturierter Fels. In der oberen 4. Seillänge gibt es keine Haken mehr, aber wer möchte, kann das leichte Klettergelände gut mit Friends und Köpfelschlingen oder auch Sanduhren absichern und in der rechten Spalte wächst noch ein Baum. Besser hier eine Schlinge rum und Stand machen, da der Nachsteiger den Vorsteiger vom Gipfel sonst nicht mehr hören kann.

Für den, der es länger möchte, gibt es auch eine Talvariante dieser Route. Andere schwören auf die Westkante als Höhepunkt einer Kletterwoche in Meteora. Und oben der fantastische Ausblick: Gegenüber auf dem Felsen das größte Kloster Meteoron Metamorphosis und an der Nordseite auf kühnem Felsen das beeindruckendste Kloster Vaarlam. Hier drängen sich geradezu die Bilder von tibetischen Klöstern auf. Und unglaublich, auch auf diesem

Fels hier stand ein Kloster, wo schon der leichteste Anstieg 5er-Stellen hat. Unter unss die Ruine vom Monikloster, dort das Anapaphsaskloster und auf der anderen Seite das Roussanokloster und das Kloster Agio Triadas und die Ruinen des ältesten Klosters Doupiani, wo ich gestern durchstieg. Ein wahrer Augenschmaus ist diese bewegende Kulisse.  


Nach der Tour laden die zahlreichen Restaurants zu herrlichem Schmaus auf Griechisch ein. Taramas, Moussaka, Tsaziki, Souvlaki, Aubergine Imam, Zaganaki - so lecker nirgends in Berlin zu finden. „Ya Mas!' - „Auf euer Wohl!“ - mit Ouzo und für die Harten mit Zipporo.

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